Woran erkenne ich einen seriösen Meerschweinchenzüchter?
Vor dem Kauf:
- Eine klar gegliederte Homepage zeigt schon eine Menge über den Züchter, wie aktuell ist sie
- Wie sind die Abgabebedingungen, wieviele Würfe hat der Züchter…. Spricht die Liebe zum Tier aus der HP oder eher die Profitgier?
- Man darf sich die Zuchtstätte anschauen, und muss die Tiere nicht an der Haustür übernehmen (saubere Boxen, Futter – Heu – Wasser sind vorhanden, ausreichend Platzangebot für die Tiere)
- Ein Züchter nimmt sich Zeit und zeigt Interesse an der eigenen Situation – Fragen werden gerne gesehen und bereitwillig und geduldig beantwortet. Es kann der MeerschweinchenTüv gezeigt werden. Auch wird das neue Zuhause der Tiere abgefragt und es können aus dem stehgreif Tipps zu Haltung, Pflege, Ernährung gegeben werden.
- Es ist ein klares Zuchtziel erkennbar, nicht das kreuzen verschiedener Rassen
- Eltern oder Geschwistertiere können vorgezeigt werden, sowie Rentnertier
- Die Tiere sind gesund und neugierig (trockene Nase, glänzendes Fell, kurze Krallen)
- Abgabe der Tiere nicht unter 4 Wochen und mindestens 350g - keine Abgabe von augenscheinlich nicht gesunden Tieren
- Kann bei Bedarf auch Urlaubsbetreuungen anbieten
- Im Optimalfall lässt der Züchter sich Name, Anschrift und Telefonnummer des Käufers geben. Ggfs. auch mit einem Schutzvertrag. Das zeigt Interesse am Tier und dem künftigen zu Hause
- Ein Züchter schämt sich auch nicht Hinweise auf vorhandene eventuelle Erbkrankheiten zu geben, und kann hier Tipps geben. Erfahrungswerte sind hier nicht von Nachteil
- Im Optimalfall gibt er Infomaterial mit
- Kennt jedes einzelne Tier und kann Charaktereigenschaften beschreiben (ruhig mal austesten)
- Berät über Vor- und Nachteile verschiedener Gruppenkonstellationen.
Während und nach dem Kauf
Der Züchter
- gibt einen Abstammungsnachweis , Geburtsurkunde mit Eltern mit
- nimmt seine Tiere in Notsituationen zurück
- bietet Urlaubsbetreuung
- zeigt Interesse am neuen zu Hause und fragt auch mal nach Fotos
- benennt Meerschweinchenerfahrene Tierärzte in seiner Umgebung
- bietet Vorsorgekontrollen (Krallen schneiden, MeerschweinchenTÜV etc.) an
- steht auch nach dem Kauf beratend zur Seite
- gibt Auskunft über die gefütterten Frischfutter
® RMZ Ahauser Goldschweinchen
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Das Leben eines unkastrierten Meerschweinchenböcklis gleicht oft einer Odyssee. Am Anfang klein und herzig, wird es zusammen mit einem oder mehreren seiner Brüder verschenkt oder günstig verkauft. Am neuen Ort leben die Jungs dann zusammen und haben erst mal lustig und friedlich miteinander. Wenn sie Glück haben bekommen sie pro Tier 1 m2 Platz, normalerweise ist das aber eher nicht der Fall. Meistens landen sie in einem Käfig oder einem Kaninchenstall. So ab dem dritten Monat beginnt die erste Rappelphase, das heisst, die Jungs werden sich bewusst dass sie „Männer“ sind und dass einer der Chef sein muss. Im absolut idealsten Fall sind die Tiere charakterlich so unterschiedlich, dass es keine grosse Diskussion gibt. Der Dominanteste erklärt den Tarif, muss sich höchstens mit dem Vize kurz auseinandersetzen und wenn dieser nicht all zu sehr auf dem Chefposten besteht, ist bald wieder Ruhe. Nummer drei und vier sind friedliche Mitläufer, die froh sind, wenn sie in Ruhe gelassen werden.
Nur, dieser Idealfall ist etwa so häufig wie ein Lottosechser – einer hat ihn, aber alle anderen nicht. Die Realität sieht meistens anders aus:
Die Tiere verstehen sich scheinbar von einem Tag auf den anderen nicht mehr. Wütendes Zähneklappern und drohendes Imponiergehabe herrschen plötzlich unter den Tieren. Blitzschnelle Angriffe und böse Beissereien finden statt. Sind zwei Böcke gleich dominant, will vorerst keiner klein beigeben und die Tiere verkeilen sich kämpfend und beissend ineinander wie zwei raufende Hunde. Meistens tun die Besitzer in diesem Moment genau das Falsche – sie trennen die Tiere unverzüglich. Damit nehmen sie den Jungs jede Chance, dies jetzt gleich unter sich auszumachen. Werden die Tiere später wieder zusammengesetzt, müssen sie wieder von vorne anfangen. Die Besitzer trennen sie wieder und der Teufelskreis beginnt. Nur wenn die Verletzungen gravierend sind und wirklich Blut fliesst, sollten die Tiere getrennt werden. Die Trennung sollte dann aber endgültig sein, denn die Chance auf eine friedliche Zukunft besteht dann nicht mehr.
Hat man nur zwei Böcke die sich nicht mehr verstehen, entscheiden sich die Besitzer schlussendlich, eines der Schweinchen abzugeben und dem anderen einen neuen Partner zu besorgen. Und damit fangen die Probleme erst richtig an. Zuerst muss man den einen unkastrierten Meeribock loswerden. Doch wo bringt man einen potenten Burschen am besten unter? Einfach so zu Weibchen oder in eine gemischte Gruppe kann man ihn nicht geben. Der Potento würde sämtliche Weibchen decken und den anwesenden Kastraten den Krieg erklären. Zu anderen Böcken kann man ihn auch nicht nicht einfach so platzieren, sonst geht das Gefetze dort ebenfalls gleich weiter. Vermutlich wird ihn dann doch irgend jemand nehmen, der Weibchen hat und der selber Junge machen will. Eventuell wird der Bock auch dort nach vollbrachter Tat ebenfalls nicht kastriert und wird, gesetz – und tierschutzwidrig, einzeln in einem kleinen Käfig aufbewahrt. Wenn er Glück hat, darf er dann, nach einiger Zeit Einzelhaft, vorübergehend für ein paar Wochen seine Söhne hüten, bis sie verschenkt oder verkauft werden. Oder aber, man lässt seine Söhne bei ihm, diese werden erwachsen und das ganze Bockkampfszenario beginnt von vorne, sobald die pupertierenden Jungs wissen wollen, wie weit sie gehen können. Wiederum werden dann die kämpfenden Böcke in der Gegend herumgeschenkt, Hauptsache man ist sie los. Jemand anders darf sich dann um das Problem, die Verletzungen und um evtl. Tierarztkosten kümmern. Aus den Augen, aus dem Sinn.
Doch was ist nun mit dem anderen Schweinchen, dass an seinem ersten Platz bleiben durfte? Noch immer ist er unkastriert, denn mit dem Geld, dass man für die Kastration ausgeben müsste, macht man sich lieber selbst einen schönen Abend. Also, wen setzt man dazu? Ein Weibchen nicht, sonst gibt’s ja gleich Junge. Es sei denn, man kommt auf die “glorreiche” Idee, man müsste jetzt unbedingt selber Junge produzieren. Einen anderen, erwachsenen Bock ganz sicher auch nicht, das gibt gleich wieder Krieg. Bleiben eigentlich nur ein oder mehrere ganz junge Böckli. Doch wenn auch diese wieder nicht kastriert sind, fängt über kurz oder lang dasselbe Drama wieder an. Irgendwann ist den Besitzern das Ganze verleidet, die Kinder haben kein Interesse mehr und überhaupt, die Viecher müssen jetzt weg.
Wenn die Tiere nicht das Glück haben, dass man sie in eine kompetente Notstation oder in ein offizielles Tierheim bringt, wo sie kastriert und richtig vergesellschaftet werden, so geht der ganze Kreislauf von Böcke weitergeben und Rangordnungskämpfen endlos weiter. Die Tiere werden zu Wanderpokalen, die nirgendwo zur Ruhe kommen können. Durch den ständigen Stress, sei es durch die Kämpfe oder das ewige umziehen müssen, sinkt das Immunsystem der Böcke und die Tiere werden krank. Klassische Anzeichen für Bockgruppenstress sind eine erhöhte Anfälligkeit für Pilz und Milben. Ausserdem kommen auch noch die „normalen“ Verletzungen durch die Beissereien hinzu.
Selbst wenn sich unkastrierte Böcke ein Leben lang verstehen sollten – es kommt hin und wieder vor- einer stirbt immer zuerst. Wäre der verwitwete Bock nun bereits kastriert, wäre es nicht das geringste Problem, ihm dann zur Gesellschaft ein Weibchen zu geben. Oder man könnte ihn dann, nachdem er jahrelang am selben Ort leben durfte, für seinen Lebensabend in ein kleines Rudel geben oder ihn jemanden schenken, der ebenfalls nur noch ein altes Tier hat. Mit einem unkastrierten Bock ist das alles sehr problematisch, beziehungsweise unmöglich.
Es wäre so einfach, dies alles durch eine zeitige Frühkastration zu vermeiden. Ja, auch Frühkastraten müssen ihre Rangordnung klären und auch dabei kann es zu Streitereien und mal zu einem Biss ins Hinterteil oder in die Lippen kommen. Es ist aber meist schneller erledigt und geht wesentlich weniger heftig zu und her, als bei potenten Böcken, die „voll im Saft“ sind und von denen jeder sich für einen kleinen Napoleon hält. Ja, auch unter Frühkastraten gibt es dominante Kerle, die sich nicht mit anderen Kastraten vertragen wollen. Aber ein solch dominanter Kastrat kann dann schnell und unkompliziert und ohne eine wochenlange Kastrationsfrist absitzen zu müssen, mit Weibchen vergesellschaftet werden.
Viel Tierleid und viele Tierarztkosten könnten vermieden werden, würde man es doch nur von Anfang an richtig machen. Die Verantwortung liegt hier aber zuallererst beim "Produzenten", sprich demjenigen, der die Tiere "gemacht" hat, also dem Züchter oder jenem, der sich so nennt......
Die Fotos zeigen Little Big Man, kurz nach seiner Ankunft bei mir. Er musste sich mit 9 anderen, potenten Böcken Tag und Nacht auseinandersetzen. Die Folgen sieht man deutlich: Der ganze Körper war übersät von Pilz, er hatte massiven Milbenbefall, ein Auge wurde ihm ausgebissen, die Hoden waren zerbissen und er hatte am ganzen Körper Bissspuren. Er wurde vor Juckreiz fast wahnsinnig und bekam einen epileptischen Anfall nach dem anderen.
Nach seiner Genesung und der Kastration hätte er einen wunderbaren Lebensplatz in einer gemischten Gruppe haben können. Aber trotz des riesigen Geheges klappte es leider nicht. Little Big Man war von seinen Erlebnissen derart traumatisiert, dass das Zusammenleben mit anderen Kastraten trotz des enormen Platzangebotes unmöglich war. Er kam zur Nagerfarm zurück und lebte hier in einem separaten Gehege mit 4 eigenen Frauen glücklich und zufrieden. Er blieb aber immer etwas krankheitsanfällig und man musste immer ein besonderes Auge auf den kleinen Kerl halten. Er starb kurz vor unserem Umzug 2010 im Alter von knapp 5 Jahren.
Anmerkung: Little Big Man erlangte traurige Bekanntheit in einem Jahresbericht des ATs. Die in diesem Artikel verwendeten Fotos stammen aber von mir und entstanden kurz nach seiner Ankunft in Schinznach Dorf, dem ehemaligen Standort der Nagerfarm.
Warum man Meerschweinchen nicht wahllos vermehren soll!
Sicher ist es immer schön, Tiere bei einer Geburt zu beobachten und Babys aufwachsen zu sehen. Jeder von uns Züchtern hat mit diesem Wunsch begonnen. Zum Glück hat man heute durch das Internet die Möglichkeit sich über Haltung und Zucht vorab zu informieren und Züchter in der Nähe zu finden. Nur leider nutzt nicht jeder Meerschweinchenhalter diese Gelegenheit und verpaart Meerschweinchen ohne Genetikkenntnisse um schöne bunte Babys zu bekommen.
Hier ein paar Gründe warum man nicht ohne Fachwissen Meerschweinchen verpaaren sollte:
- Bei der Schwangerschaft wie auch bei der Geburt kann es zu Komplikationen kommen:
- Die Mütter können an einer Toxikose innerhalb kürzester Zeit sterben. Die Trächtigkeitstoxikose tritt am Ende der Trächtigkeit oder selten 3-4 Tage nach der Geburt auf. Es handelt sich um eine Stoffwechselentgleisung in einer Zeit mit besonders hohem Bedarf an Traubenzucker. Die Leber verfettet und kann dadurch das Blut nicht mehr richtig entgiften.
- Die Babys können im Mutterleib falsch liegen oder im Geburtskanal stecken bleiben. Es wird ein Kaiserschnitt notwendig, der hohe Kosten bei ungewissem Ausgang verursacht.
- Verpaart man Schimmel/Dalmatiner untereinander oder mit Tieren mit Weißscheckung werden tote oder stark behinderte Babys geboren („Lethal White“ ). Leider sieht man einem Schimmel nicht immer an, dass er ein Schimmel ist. Daher sollte man nie Tiere ohne Stammbaum verpaaren.
- Weibchen dürfen bei der ersten Verpaarung nicht jünger wie 5 Monate und älter wie 14 Monate sein. Sie sollten mindestens 700g, höchstens jedoch 1.100g wiegen. Weibchen sind zwar mit ca. 4 Wochen geschlechtsreif, der Körper aber noch nicht mit der Entwicklung so weit, diese Strapaze zu überstehen. Zwischen 2 Schwangerschaften sollten nicht mehr wie 12 Monate liegen. Bei einer zu späten ersten Belegung oder bei einem zu langen Zeitraum zwischen den Schwangerschaften, verknöchert das Becken und wird unelastisch.
- Kommen die Babys gesund und munter zur Welt, müssen die Baby-Böckchen mit spätestens 4 Wochen bzw. 300g von der Mutter und den Schwestern getrennt werden.
Wir möchten Sie bitten sich diesen Schritt „nur einmal Babys haben wollen“ gut zu überlegen und vielleicht doch die sicherere Variante zu wählen und ein Baby-Meerschweinchen vom Züchter aufzunehmen.